Juli 2007
Ich hatte ein Engagement für’s Sommertheater des Berchtesgardener Landestheaters.
„Was ihr wollt“ von Shakespeare. Meine Rolle: Viola/Cesario
Wir spielten Freilicht in Laufen an der Salzach Ein süßer kleiner Ort in der Nähe von Salzburg.
Nach den Anfangsproben in München zogen wir zwei Woche vor Premiere in ein kleines Hotel im Ort. Trotz Endproben blieb uns aber auch Zeit den Ort zu besichtigen.
Die Salzach macht eine enge Kurve und genau dazwischen liegt der schöne alte Stadtkern.
Ganz an der Spitz: die Kirche
Ich war erst ein bisschen mit einem Kollegen am Flussufer spazieren gegangen und bin dann allein zur Kirche. Um die Kirche rum gibt es wie einen kleinen Gebetsgang. Wirkt alles ein bisschen wie aus einem ganz alten Film.
Als ich die Kirche betrat war ausser mir nur noch ein Pärchen da, das aber gerade im Begriff war zu gehen. Und so hatte ich die Kirche für mich ganz allein. Ich setzte mich in die Mitte der Bänke, am Mittelgang. Draußen war es heiß gewesen und ich genoss die kühle Stille, die schlichte Friedlichkeit und den sakralen Frieden. Ich war ganz in diese wunderschöne Ruhe versunken und hatte meine Augen geschlossen, als ich Schritte wahrnahm.
„Sie schickt der Himmel“
Eigentlich ganz gebräuchliche Worte, doch in einem Gottes Haus haben die Worte ein ganz anderes Gewicht. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich bekam Gänsehaut.
Ich drehte mich um und sah den Pfarrer oder Küster ein paar Schritte hinter mir stehen.
„Könnten Sie mir wohl helfen? Ich muss diesen Kranz mit den Bändern hochziehen. Könnten Sie sich einfach nur da hinstellen und aufpassen, dass sich nichts verheddert?“
„Natürlich! Sehr gern!“
Ich lief also nach vorne in den Altarbereich und stellte mich neben den Kranz, an dem wunderschöne, breite, lila Bänder befestigt waren. Er war an vier Stellen an einer dicken Schnur befestigt, die über einen Flaschenzug nach hinten Richtung Orgel verlief. Ich stand also jetzt an der Stelle, an der der Pfarrer normal predigte und vor mir wurde dieser Kranz nach oben gezogen. Die lila Bänder hingen sanft vor mir. Ein seltsam heiliges Gefühl überkam mich und ich fühlte mich jenseits von Zeit und Raum. Ich richtete die Bänder noch ein wenig, damit sie schön ordentlich hingen.
„Vielen herzlichen Dank! Gott schütze Sie“
klang es von der Empore.
„Gern geschehen!“
Ein wenig verstrahlt verließ ich die Kirche. Ich hatte das Gefühl, als ob ich ein paar Zentimeter über dem Boden schweben würde.
Ich ging zurück ans Ufer des Flusses und setzte mich auf die Steine. Das war eine wirkliche Segnung gewesen!!!
Kleiner Zusatz:
Ich hab von damals keine Fotos. Jetzt stolpere ich heute morgen (16.08.2015) über Fotos einer Mit-Yelperin, die in Laufen war. 😀 Wie wunderschön!!! Danke an Alex ❤
http://www.yelp.de/biz/stiftskirche-laufen
Wir holen uns das in unser Leben, was wir zulassen.
In genau solch‘ scheinbar „kleinen“ Momenten steckt das Eigentliche.
Es begegnen sich Herz und Seele. Kann man wohl sagen, ein gesegneter Moment. Danke für das Teilen dieser Geschichte.
Das Teilen meiner Geschichten bringt mir selbst so viel Freude. Ganz besonders, wenn ich immer wieder so wundervolle Antworten wie von dir bekomme.
Sei umarmt
Es gibt diesen schönen Satz:
Durch dich werde ich.
Derart geschieht es tatswahrhaftig mit uns Erdlingen. 🙂
Sei auch umarmt, liebe Marieke.
Ich danke dir…