I – Erster Kuss

20. November 2014

Ich habe mich mal wieder um 03:15 meinen Schlaf unterbrochen und mich abreisefertig gemacht. Eigentlich mag ich es sehr so früh auf zu sein. Die Welt ist noch so ruhig und unberührt, alles riecht noch frisch. Ich tapse mit meinem kleinen roten Trolly den Berg runter zum Bahnhof.

Außer mir waren noch 4 andere Leute auf den Beinen, 2 Sicherheitsbeamte und 2 Männer. Einer von denen wollte offensichtlich wie ich zum Flughafen, er war auch mit Koffer unterwegs.

Einer der Sicherheitsbeamte kam auf mich zu und fragte wo ich denn hin wollte. „Ich muss zum Flughafen“ „Es gibt Probleme auf der Stammstrecke. Da gab’s ne Ansage, dass ab Pasing Schienenersatzverkehr eingerichtet ist“. Ach du Sch… Genau das war es, was ich überhaupt nicht brauchen konnte. Dummerweise hatte ich auch keine Reiseversicherung abgeschlossen. „Ich kann aber mal anrufen und mich schlau machen.“ Die beiden waren echt nett. Dass sich das Gesicht des Sicherheitsbeamten entspannte und aufhellt war ein gutes Zeichen. „Ist vor ner halben Stunde alles wieder frei gegeben worden.“

Puh, noch mal Glück gehabt. Trotzdem gibt es Schöneres als so einen Adrenalinschub um diese Uhrzeit.

Wir sind dann sogar auch pünktlich abgefahren. Zum Glück konnte ich die Zeit bis Laim ein bisschen dösen. Wir kamen sogar pünktlich an und zum Umsteigen hatte ich sehr bequeme 10 Minuten Zeit. Ich muss durch die Unterführung um das Gleis zu wechseln, aber ich steige immer schon hinten ein, dann bin ich gleich an den Treppen.

Als ich auf Gleis 1 ankomme fährt gerade die S8 nach Herrsching ein. Mit 5 Minuten Verspätung. Macht nix. Selbst wenn die S1 auch 5 Minuten Verspätung hat, das kann sie bis zum Flughafen wieder reinholen. Und wenn nicht bleiben mir immer noch 20 Minuten am Flughafen. Ich schaue sicherheitshalber mal in die MVV App, 4 min. Verspätung, ok.

Die nächste S Bahn kommt mit 6 Minuten Verspätung und für die S1 werden 5 Minuten durchgesagt. 2 Minuten später sind es allerdings dann 10 Minuten. Ok, so langsam werde ich nervös. Ich überlege, ob es nicht sinnvoller ist ein Taxi zu nehmen. Ein Drive Now Fahrzeug ist nicht in der Nähe. Bringt aber auch nix, vom Parkhaus zum Gate ist’s viel zu lang. Nächste Durchsage: 15 Minuten Verspätung. Mein Adrenalinspiegel steigt. Ich habe angefangen meine Zeit am Flughafen zu berechnen. Aktueller Stand: 10 Minuten. Di S-Bahn fährt ein. Das ist wie Sitzen auf heißen Kohlen. Gleich hinter Moosach bleiben wir mitten auf der Strecke stehen. Murphy das ist NICHT fair. „Wir müssen warten, eine Zugdurchfahrt“ Keine Ahnung wie lange es gedauert hat, fühlte sich an wie mindestens 10 Minuten. Jetzt war ich mir sicher, dass ich meinen Flieger verpassen würde. 9 Minuten von der errechneten Ankunft in den Flieger.

Merke: Bis sich nach einer Sperrung der Betrieb wieder normalisiert hat, dauert!

Irgendwie holte die S-Bahn aber 3 wertvolle Minuten wieder auf.

Ein kleinwenig kam Murphy mir dann entgegen. Ich stieg in der Nähe der Rolltreppe aus. 🙂 Ich entschuldige mich hiermit bei allen Menschen, die ich eventuell angerempelt habe.

Mit meinem Trolly und meiner Handtasche rannte ich also über Rolltreppen, Rollbänder und Gänge bis zum Terminal A. An der Sicherheitskontrolle standen erwartungsgemäß jede Menge Menschen. Also bin ich gleich in den VIP Gang. Ich keuchte der freundlichen Stewardess entgegen, dass mein Flieger nach Berlin in ein paar Minuten abfliegt und sie ließ mich durch. Eine Dame war noch vor mir. Sie ließ sich Zeit mit dem Ablegen ihrer Habseligkeiten. Als sie durch den Kontrollbogen ging piepste es. Die Sicherheitsbeamtin hatte heute nicht gerade ihren guten Tag erwischt. Sie ließ sie die Schuhe ausziehen. Jetzt war ich richtig nervös! Unruhig trat ich von einem Bein auf das andere. Ich glaube das hat sie gesehen und es hat ihr nicht gefallen. Als ich durchging piepste es auch. Das tut es sonst nie! Da achte ich normal drauf. Als ob das nicht genug wär, sie ließ auch mich die Schuhe ausziehen. Ich wußte, dass wenn ich jetzt irgendwas sage behält sie mich noch länger da.

2 Minuten bis Abflug.

Die Stiefel mache ich nur soweit zu, dass ich rennen kann, stopf alle Sachen irgendwie in meine Taschen und renn vor zur Tafel um das Gate zu checken. Gerade als ich mich umdrehe höre ich von hinten „Moment, ihr Handy!“ Das wär’s noch gewesen. Ich schnappe mein Handy und renne. Als ich die Nummern der anderen Gates sehe wird mir klar, dass Murphy mir eine letzte Hürde in den Weg gelegt hat. Es ist das hinterste Gate des Terminals – höchstmögliche Entfernung!

Von weitem sehen ich, dass der Wartebereich leer ist. Mist! Aber am Schalter ist noch eine Stewardess. „Frau Oeffinger?“ „Ja“ keuche ich. „Das war aber knapp.“ Ich zeige ihr zittrig mein Flugticket und gehe schnellen Schrittes zum Flugzeug. 06:20, auf die Minute. „Hallo Frau Oeffinger“ Sogar der Flughafenarbeiter kennt meinen Namen. Oh man! Ich wette die haben mich dreimal ausgerufen. Und ich hab’s kein einziges Mal gehört.

Zum Glück sind einige Passagiere noch damit beschäftigt ihr Gepäck zu verstauen. Ein voll besetztes Flugzeug bei dem sich alle denken „Ach wegen der konnten wir noch nicht los“ wäre der schlimmste Abschluss dieser Odyssee gewesen. Aber da war Mr. Murphy doch ein wenig gnädig. 😉

Nach dem ungewollten Frühsport konnte ich aber wenigstens die Stunde bis nach Berlin schlafen.

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