IV – Vierter Stern – Berlin @ Night

26. September 2014, Berlin

Ich wollte abends noch ein wenig raus gehen und machte mich auf den Weg in die Stadt.
Der englische Garten sollte mein Ziel sein. Ich bin also zum Brandenburger Tor gefahren. Das Licht war besonders schön, trotz der Wolkendecke, oder vielleicht gerade deswegen. Ich wollte gerade durch dieses geschichtsträchtige Tor gehen, da ist mir wieder dieser kleine Ort ins Auge gefallen.

Ich war vor Jahren mit meiner Schwester schon mal im „Raum der Stille“, ein kleiner, kühler Raum, an einem Ort, an dem so viel passiert ist und der täglich so viele Touristen anzieht. Wenn man diesen Raum betritt hat man das Gefühl, die Zeit läuft plötzlich langsamer, in all der Hektik und dem Treiben der Stadt kann man hier zur Ruhe kommen und die Stille genießen.

Der Raum ist offen für alle – gleich welcher Herkunft, Religion oder Weltanschauung – zur persönlichen Sammlung und Einkehr.

Welch ein Statement an einem Ort, der ein Volk, eine Stadt, Familien entzweit hat. Ein Symbol für Toleranz und Einheit.
Persönliche Sammlung und Einkehr. Etwas, das heute auch so wichtig ist und oft zu wenig beachtet wird.

Wegen des Berlin Marathons komme ich aber von der Straße des 17. Juni nicht mehr in den nördlichen Teil des Tierparks, sondern nur in den südlichen. Also bin ich wieder bei den Komponisten vorbei gelaufen. Im Abendlicht hab ich ihnen über das Venusbasin zugewunken.
Auf halber Höhe kann ich dann über die Straße. Mittlerweile ist es schon richtig dämmrig geworden, aber ich mag Wald- und Parkspaziergänge in der Abenddämmerung. Auf der Karte hab ich gesehen, dass ich an der Blumeninsel vorbei komme. Romantisch verträumt lag sie da. Blumen sind hier zwar nicht viele, aber das macht nichts. Schön ist es hier. Es windet und die Blätter rauschen, meine Haare wehen mir ins Gesicht und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.
Ich schlendere weiter durch den Park und komme zur Ahornallee. Für den englischen Garten ist es mittlerweile eh zu spät, also laufe ich durch die Allee. Am Ende der Allee scheinen Kastanien zu wachsen, denn die liegen überall auf dem Boden. Ich habe es schon als Kind geliebt die noch in ihrer stacheligen Schale verpackten Herbstfrüchte vorsichtig aufzutreten. In Berlin ist alles größer, selbst die Kastanien. Ich habe viel Spaß auf meiner Reise in die Kindheit und ich sammle bis meine Tasche halb voll ist. Der Wind ist stärker geworden und wirft mir noch 2 Kastanien vor die Füße. Hihi. Danke!
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Es ist nicht mehr weit zur schwangeren Auster. Aber kurz vor der Straße entdecke ich eine Münze auf dem Boden. Ist keine normale Münze.

Te ha elegido a ti – Con le alegria de la esperanza
Er hat euch erwählt – mit der Freude der Hoffnung

Mit der Freude der Hoffnung. Freude und Hoffnug – zwei der wunderbaren Motoren des Lebens. Ich stecke die Münze in die Tasche.
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Die schwangere Auster, wie das Haus der Kulturen der Welt liebevoll genannt wird, liegt erleuchtet vor mir.
Die Spiegelung der Beleuchtung mach die Auster komplett.

Am Tipi vorbei zum Bundeskanzler und dann zum Reichstag. Ausser einer Passantin mit ihrem Hund begegnet mir niemand. Die Stadt ist ruhig hier. Still nicht, dazu hört man zu viele Autos. Wegen des Marathons komm ich auch nicht zum Reichstag, dafür aber zum Bundeskanzeramt.

Jetzt wo ich schon so lange unterwegs bin, entscheide ich mich auch noch bis zum Hauptbahnhof zu laufen, der leuchtet in nicht allzu weiter Ferne.
Als ich den Spreebogenpark betrete steh ich plötzlich im Sand. Sollte ich mal bei Tageslicht anschauen kommen. Die Gustav-Heinemann-Brücke schwingt sich über die Spree und bringt mich zum Hauptbahnhof.

Was für ein schöner Abend. Ich liebe es mich durch Berlin treiben zu lassen.

3 Kommentare zu „IV – Vierter Stern – Berlin @ Night“

  1. „Was für ein schöner Abend. Ich liebe es mich durch Berlin treiben zu lassen.“

    Ich auch. Ich auch. Dir folgend….
    „Treten Sie ein, hier dürfen Sie lesend Schönstes fühlen“ (martina kunze)

    „Te ha elegido a ti – Con le alegria de la esperanza
    Er hat euch erwählt – mit der Freude der Hoffnung “

    Um tief zu sehen, müssen wir uns tief öffnen.
    Viele wären an dieser Münze vorbeigerauscht….

    „Berlin“ begrüßt dich auf sehr freundliche Weise.

    Ich lese dich sehr, sehr gern, liebe Marieke.

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