31. Mai 2015 – Engelbecken
Ich hab am Wochenende gearbeitet, musste viel am Computer sitzen. Und irgendwann ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Also hab ich mein Fahrrad geschnappt und bin kurz vor 6 los geradelt. Ich wollte an irgendeinen kleinen See oder Teich oder sowas und da fiel mir ein, dass ich letztes Jahr durch Zufall am Engelbecken gelandet war. Sah im Winter alles eher trostlos und grau aus. Mal sehen, was ein bisschen Sonne und Wärme so gezaubert hatten.
Murphy beherrscht wirklich die Zeit! Ich hatte gar nicht groß auf die Uhr geschaut, aber Punkt 18 Uhr bin ich am Dom vorbei und habe ein wundervolles Glockenkonzert geschenkt bekommen. ❤ ❤ ❤
Ein klein wenig habe ich mich dann verfahren und kam ein ganzes Stückchen südlicher raus als geplant, am Oranienplatz. Aber das machte nichts. Im Gegenteil, der erste Blick der sich mir auftat war sehr schön:

Der Luisenstädtische Kanal, wie das Gelände korrekt heißt, war früher ein Kanal zur Verbindung der Spree mit dem Landwehrkanal. 50 Jahre nach Erbauung wurde er zugeschüttet und in eine Gartenanlage umgebaut. Vom Krieg zerstört wurde das Gelände aber seit 1991 wieder rekonstruiert.
Der ehemalige Kanal ist so eine kleine Oasenstrecke durch Kreuzberg und Mitte. Ich gestehe, bisher kenne ich nur den Teil vom Oranienplatz zum Engelbacken und dann weiter zur Spree, aber der gefällt mir.
Wo früher Wasser floss und Handelswege waren, ist heute alles schön bepflanzt, viele Rosen und mittendrin ein indischer Brunnen.
Dann kommt man in den Rosengarten und sieht vor sich das Engelbecken in der Sonne glitzern mit den Fontänen. Im Hintergrund die schöne, leider zerstörte St. Michaelskirche. Nach dem Erzengel Michael wurde auch das Becken benannt. Er überblickt auch heute noch alles vom Dach der Kirche.
Auch das Engelbecken wird gesäumt von je einer Pergola, die wunderbar bewachsen ist. Am Rande des Engelbeckens darf man sich auch in die Wiese legen und ein wenig die Sonne genießen, die Hektik vergessen und ein träumen oder sich mit Freunden treffen.
Die St. Michaelskirche wurde im Krieg zerstört und ich glaube man kann auch gar nicht mehr rein. Zumindest sind die Aushänge für Messen nur für Kirchen in der Nähe. Aber schön sieht sie trotzdem aus. Überall Engelköpfe an der Fassade, ein Rest eines Mosaiks. Das grün des Efeus passt so wundervoll zu den roten Steinen. Trotz allem strahlt diese Ruine eine Würde aus, eine Geborgenheit. Ich würde so gerne reingehen, aber es ist nichts offen. Also setzte ich mich ein wenig in den Schatten eines Baumes am Rand und genieße die Atmosphäre.
Von hier aus fahre ich weiter durch den Kanal, auf dem Engeldamm, zur Spree. Diese Gärten, die hier angelegt sind, sind wirklich toll! Dadurch, dass sie architektonisch ja abgesenkt sind und hoch bepflanzt wurden, hat es was von einem Eintauchen in einen Gang, in dem die Zeit langsamer läuft. Hier wachsen eine Vielzahl an Blumen und hinter der Albertbrücke Richtung Köpenicker Brücke ist ein Abschnitt, der sich den Waldhölzern widmet. So viele verschiedene, schöne Nadel- und Laubbäume. Also wer sich für Hölzer interessiert, wird sicher begeistert sein!
Hach, das war genau das, was ich gebraucht habe!!!
Und das nächste Mal probiere ich den Weg zum Landwehrkanal runter.
Und ich werde mir die St. Thomas Kirche ansehen. Da hat die Zeit nicht mehr gereicht. Wahrscheinlich wäre auch keiner mehr da gewesen 😉
Ein Gedanke zu „XIV – Vierzehnter Stern – Engelbecken, Berlin“