Kein Thema ist so brennend aktuell, so sehr in den Medien vertreten, wie die Flüchtlingsthematik.
Ich gebe zu, dass ich zwar schon lange was tun wollte, mich aber bisher nicht getraut hatte. Was erwartet mich, wenn ich mich als freiwillige Helferin melde. Bin ich dem, was mir begegnet gewachsen. Man fürchtet mit viel Leid konfrontiert zu werden.
Gestern habe ich mich dann aber über die Seite http://www.volunteer-planner.org angemeldet als Springer im Olympiapark im Westend.
Was ich dann heute erlebt habe, war einfach erhebend. Die Menschen, die dort landen, sind hier zur Erstaufnahme. Sie werden in einer riesigen Halle zum Schlafen untergebracht. Familien und Single Männer getrennt. Nach all dem, was sie erlebt haben, sind sie dankbar auf sicherem Boden zu sein, Ruhe zu haben und dass ihnen geholfen wird. Heute ging es eher ruhig zu. Es waren vormittags weniger Ankünfte als gedacht. Dadurch war auch weniger zu tun. Ich sollte den Aufenthaltsraum sauber machen. Nach der Aufnahme lagen Papierschnipsel und Süßigkeitenpapiere rum.
Innerhalb kürzester Zeit fing ein junger Mann an mir zu helfen. Auch andere warfen den Müll, der in ihrer Nähe lag weg. So hatten wir ganz schnell den Gang so sauber und ordentlich, dass das Aufsichtspersonal beeindruckt war.
Dann bin ich runter in den Schlafsaal, zurückgelassene Kleider in die Kleiderkammer bringen, wo sie evtl. gewaschen, sortiert und Neuankömmlingen zu Verfügung gestellt wurden.
Dabei fiel mir auf, dass auch der Schlafsaal schmutzig war. Also hab ich mich mit Müllbeuteln ausgestattet und fing an Müll aufzusammeln. Allerdings lagen auch viele Spielsachen rum , die ich anfing zu sortieren. Ein älteren Mann betete. Ich versuchte ihn nicht zu stören und ging woanders hin. Als ich zurück kam mit einigen Puzzleteilen, da sah ich, dass er ebenfalls ein verstreutes Puzzlespiel aufsammelte und mir dann brachte.
Ein anderer junger Mann hat mir geholfen alle Perlen aufzusammeln. Ein süßes, kleines Mädchen hatte große Freude, mir auch Puzzleteile und andere Spielsachen zu bringen. Sie lachte und freute sich und war ganz stolz, wenn sie wieder was gefunden hatte. Dann kam eine junge Frau, die mit mir durch die Halle gezogen ist und Müll eingesammelt hat. Auch sie hat sich so gefreut mir helfen zu können. Nuhr war ihr Name (Ich weiß nicht, wie er korrekt geschrieben wird, es klang wir „Nur“)
Und als ich zurück zum Spielzeug kam, da war auch der junge Mann aus dem Saal wieder, der 3 weiteren Kindern gesagt hatte, dass sie mir helfen sollten. So hatten wir auch in kürzester Zeit hier wieder ein bisschen mehr Sauberkeit reingebracht.
Oben war in der Zwischenzeit das Essen ausgegeben worden und ich konnte mit dem Fegen von vorne beginnen. 😀 Und wieder war der junge Mann da. „Nawras“ ist sein Name.
Im Speisesaal helfen mir 2 Männer, ich kehre nur noch alles zusammen und werfe es in Mülltüten.
Dann schnapp ich mir einen Eimer und Putzlappen und beginne die Tische zu wischen. Kaum hab ich 2 abgewischt ist Nawras wieder da und bringt mir Handschuhe. Gemeinsam putzen wir alle Tische und Stühle und kehren den Dreck auf.
Dann genehmigen wir uns einen Kaffee und Tee und setzten uns raus zum plaudern. Er ist aus Syrien, war dort Manager in einem Unternehmen. Seine Familie ist noch in Syrien. Nur sein Bruder ist hier, in Hamburg. Er ist mit Freunden geflohen.
Er zeigt mir Bilder von den letzten Tagen und Wochen. Von der Flucht, Bilder aus dem kleinen, überfüllten Boot, mit dem sie gefahren sind, das Bild von dem toten Jungen am Strand, das um die Welt ging, am Ufer in Griechenland, wo sie gestrandet sind, am Bahnhof in Ungarn und dann auch Fotos von seinen Eltern, denen es aber gut geht.
Sein englisch ist nicht so gut und wir versuchen uns ein bisschen zu unterhalten. Ihm tut es gut und ich freue mich.
Die Stimmung ist gelöst hier, erleichtert.
Dann helfe ich noch 1,5 Stunden am Infotisch aus. Zusammen mit 2 Arabisch-Übersetzern.
13.00-17.00 Uhr war geplant. 12.00-19.30 war ich da und es war bereichernd. Morgen gehe ich wieder hin 😀
Ach und Nawras bringt mich sogar noch bis zur S-Bahn.
Danke Marieke,, ich steh da voll hinter Dir und all den vielen Helfern und Herzensmenschen.