10. August 2014
Lieber Mr. Murphy!
Bisher habe ich immer nur über meine sehr ungewöhnlichen Reisen berichtet. Heute möchte ich aber mal über einen wunderschönen kleinen Ausflug schreiben.
Als Kind war ich mit meinen Großeltern mütterlichseits oft an der Ostsee, in Kellenhusen. So bis zum Alter von 13 Jahren. Ich habe es geliebt mit meinem Opa am Strand zu laufen oder Sandburgen zu bauen. Im Wald gab es Wildschweine, die mussten auch jedes mal besucht werden. Ich erinnere mich an den besten Milchreis mit Kirschen oder Zimt und Zucker. In einer Art Tourismuszentrum gab es immer kleine Becherchen mit Meerwasser. Wie habe ich dieses Zeit geliebt. Meine Oma lag eigentlich den ganzen Tag im Strandkorb, aber mit meinem Opa hatte ich eine tolle Zeit.
Nun, Berlin ist ja nicht wirklich weit weg von der Ostsee. Ich war Donnerstag bis Montag in Berlin, also hab ich mir am Samstag ein Auto gemietet und bin Sonntag früh los gefahren, nach Norden. Lange bevor ich am Meer war konnte ich es dann aber schon riechen und mein Herz machte vor Freude einen Sprung. Das Wetter war perfekt für mich, so wie es mir gewünscht hatte für meinen Ostsee-Ausflug. Windig! Ich konnte es kaum abwarten endlich am Ufer zu stehen, die Füße im Wasser, den Wind in den Haare und den Salzgeruch in meinen Lungen.
Mein erstes Ziel war Ueckermünde, einfach aus dem Grund, weil es die kürzeste Strecke von Berlin war.

Der Strand war ok, aber irgendwie nicht das, wonach ich gesucht hatte und das Wasser war auch nicht wirklich salzig. Also bin ich wieder zurück ins Auto und habe beschlossen nach Usedom zu fahren. Ich hatte ja eh alle Zeit der Welt und bin gemütlich weitergefahren. Schon die Fahrt über die Brücke nach Usedom war toll. Und dann landetet ich im Ort Usedom direkt vor der Kirche. Und das ist etwas, was ich seit ich in SacreCoeur in Paris war so gerne mache: In Kirchen gehen und diese Ruhe und den Frieden einatmen (vielleicht sollte ich hier auch meine Kirchenerlebnisse noch erzählen)

Eine sehr schlichte Kirche An den Säulen hingen schöne Texte. Einer hat mich besonders berührt:

Ich wünsche dir,
dass Du auch
solche Türen öffnest, die scheinbar ins Leere führen.
Es könnten sich Dir ganz neue, ungeahnte Erkenntnisse erschließen.
Berührt und beschwingt stieg ich wieder ins Auto, mein Ziel: der Nordwesten, wo die Insel am dünnsten ist, nach Ückeritz.
Aber zu glauben, dass man an einem Sonntag gegen 10 Uhr noch irgendwo einen Parkplatz am Meer bekommt war zugegeben etwas naiv. Ein wenig enttäuscht wollte ich dann eben einfach weiter fahren und schauen, ob ich irgendwo was finden. Bin kurz vorm Ortsausgang noch mal ne Straße runter zum Wasser gefahren. Wieder ein voller Parkplatz mit Parkgebühren.. Hier war auch eine Rehaklinik. Ich wollte eigentlich nur drehen, aber direkt vor der Klinik waren 4 Plätze, ohne Parkgebühr und Halteverbot und einer davon war frei. Perfekt!
Auf einem kleinen Waldwegen neben der Klinik machte ich mich auf den Weg Richtung Wasser. Ein paar Leute kamen mir entgegen. Auf einem kleinen Trampelpfad entfernte ich mich von dem normalen Weg. Eine kleine Biegung und dann blieb mir der Atem stehen.

Vor meinen Füßen ging es eine Böschung ca. 150 m runter an einen wunderschönen, ewig langen Strand, kaum Menschen, die wellige Ostsee breitete sich bis zu Horizont aus und eine sanfte Brise schlug mir ins Gesicht. Das war genau das, was ich mir gewünscht hatte. Vielleicht sogar ein bisschen schöner! Ich war total überwältigt. Schnell ging ich zurück auf den normalen Weg, denn vor hier konnte man über eine riesig-große Stahltreppe runter an den Strand. Schnell die FlipFlops ausgezogen und die Füße in den Sand buddeln. Ich hatte mein schönes blaues 50ies Kleid an, das im Wind tanzte. Hab meine Tasche in den Sand gestellt um gleich ins Wasser zu laufen. Oh wie herrlich!!! Diese Weite und Freiheit! Die Wellen, die meine Füße umspülen, die Brise im Gesicht, der Geschmack von Salz auf meinen Lippen. Ich hab die Arme ausgebreitet und war einfach nur glücklich.
Dann schnell in den Bikini und ab in die Fluten.
Worte können das, wie ich mich gefühlt habe kaum ausdrücken. Danach hab ich meine Tasche geschnappt und bin noch eine halbe Stunde einfach in eine Richtung am Strand lang gelaufen und hab immer wieder ein paar Muscheln gesammelt.

Eine Möwe hat mich zwischendurch mal begleitet, ist ein paar Schritte vor mir hergehopst.
Dann hab ich mir noch eine Tüte Sand eingepackt und bin zurück zum Auto. Über Wolgast ging’s dann zurück auf’s Festland und nach Hause nach Berlin.
So ein wunderschöner Tag!!! Das werde ich sicher bald wieder machen.
So lieben Dank für diesen Kindheitserinnerungsausflug und die frische Usedom-Meeresbrise. Milchreis mit Zimt und zucker, eine Kirche mit so einer starken Herzensweisheit, die mich wirklich mittendrin berührt, eien Marieke, cie weiterfährt, wenn es ihr nicht gefällt und darum in i h r e m klein-großem Meeresparadies strandet. Meer und Sand, barfuß, Wind und Wellen
und alles war zu spüren, weil du es so wundervoll zeichnest. Eine tolle Wortzeichnerin bist du. Ich atmete sogleich tief ein und weit aus. Ich habe eine leise Ahnung, wie du dich gefühlt haben musst. Danke für das Teilen dieser besonderen Momente. Ganz,ganz schöne Momente, die du in den Fotos festhalten mochtest. Das Rote im Sand, ist das Mr. Murphy zudeckt, beleidigt, weil er lieber Bahn fahren wollte? Schreibe, schreibe, sie alle, Sandgeschichten, Kirchengeschichten,..Erinnerungsgeschichten….Danke für diese Geschichte.
Das werde ich mit großer Freude tun 😀