15. September 2014 – GEDÄCHTNISKIRCHE, Berlin
Ich war lange nicht hier und das letzte halbe Jahr war auch der Turm immer im Gerüst. Vielleicht bin ich deshalb auch nicht mehr hin.
Auf jeden Fall hat es mich heute nach dem Einkauf wieder dorthin gezogen.
Wenn man das Kirchenschiff betritt is es wie das Eintauchen in eine Unterwasserkapelle. Die hohen Glas-Mosaik-Fenster sind so beruhigend blau, in vielen Schattierungen. Lebendig und verheißungsvoll bricht das Licht von draußen durch. Als Krebsmädchen fühle ich mich hier natürlich sehr wohl. 😀
Der Jesus über’m Altar hängt nicht an einem Kreuz, er scheint zu schweben, die Arme weit ausgebreitet, die Hände segnend und schützend über die Menschen gehalten, die hierher kommen.
Ich hatte ich erst in eine der hinteren Reihen gesetzt und ein wenig meditiert, aber dann wollte ich nach vorne, in die Mitte, direkt unter diese Jesusstatue. Also 2. Reihe.
Von hier aus konnte man auch toll die Orgel sehen, die auch wirkte als wäre sie in Dunkelblau gehalten.
Manchmal sind es ja die kleinen Dinge, die einem elementare Wahrheiten verdeutlichen.
Ich saß also da und atmete die Atmosphäre ein. Da kam ein Mann, der ein wenig aussah wie ein Handwerker, mit einer großen Kiste und ging zum Altar.
Und dann begann er bei den Kerzen den oberen Rand der Kerzen zu begradigen. Mit großer Hingabe und Bedächtigkeit nahm er jede Kerze aus der Halterung, kontrollierte eventuelle Wachsabtropfungen und schnitt mit einem Messer das Wachs grade. Und dann stellte er die Kerze zurück.
Obwohl es eine offensichtliche Routine war, machte er diese Aufgabe mit großer Achtsamkeit.
Achtsamkeit in den kleinen Dingen und den Mitmenschen gegenüber ist etwas so Wichtiges und Schönes und es gerät sooft in Vergessenheit in der Hektik des Alltags. Auch dafür ist es schön immer wieder mal in Kirchen zu gehen, aus dem Alltag abzutauchen, innezuhalten und auf diese kleinen Hinweise zu hören.
Ich werde demnächst weitere Kirchen besuchen und berichten 😀
Liebe Marieke, ich danke dir für diesen Moment der Stille und die Erinnerung an eine Haltung zum Leben, die dieses einfach lebenswerter macht: Achtsamkeit. Nach Hingabe klingt es bei dem Herrn, aber auch bei dir…
Du schenkst mir darüber hinaus Einblicke in eine Kirche, die ich vor vielen Jahren versäumte zu machen. Ich stand einst dort, ging aber nicht hinein. Ich mag deine Kirchengeschichten wirklich sehr. Ein schöner dritter Strahl, tief einatmend…